|
|
10 wichtige Leitlinien für die Gestaltung von ergonomischen
WWW-Informationssystemen
|
1. Performanz - Gewährleisten kurzer Antwortzeiten
Bereits bei einem der ersten Hypertext-Systeme, dem ZOG-System
der Carnegie Mellon University, wurde die Performanz als ein
ganz entscheidender Faktor für die Benutzbarkeit des Systems erkannt.
In einem Test untersuchte man drei verschiedene Systemversionen,
die Antwortzeiten von 1/10, 2 und 5 Sekunden boten.
Dabei wurden bei Benutzertests klare Unterschiede in der Benutzbarkeit festgestellt,
weshalb eine Antwortzeit von maximal 2 Sekunden als Obergrenze angesehen wurde.
Bei Systemen mit einer längeren Antwortzeit zweifelten die Tester,
ob solche Hypertext-Systeme überhaupt noch ein sinnvolles Hilfsmittel
darstellen können (Robertson, McCracken, Newell 79, S. 31).
Allgemeinere Untersuchungsergebnisse im Bereich der Software-Ergonomie
untermauern dieses Ergebnis. Ab einer Antwortzeit von 2-4s sehen demnach
die Benutzer den Arbeitsfluss als gestört an. Sie sind zudem bei der Arbeit weniger
zufrieden und messbar weniger produktiv.
Diese Ergebnisse lassen sich auch auf das WWW übertragen. Antwortzeiten von unter 2s
sind hier eher die Ausnahme. Bereits die grafische
Aufbereitung der Seite benötigt oft länger als eine Sekunde, aber das eigentliche Problem
sind die häufig viel längeren Übertragungszeiten.
Die Performanz des WWW wird laut Umfragen von den meisten Benutzern kritisiert.
Beispielsweise gaben beim achten
GVU User Survey
63% der Teilnehmer an, dass sie die Geschwindigkeit als großes Problem ansähen.
Dieser Prozentsatz ist zwar gegenüber vorherigen Umfragen gesunken,
stellt aber immer noch das Hauptproblem dar.
Eine ähnliche Quote ergab sich bei einer vom Autor am Fachbereich Informatik
der Universität Hamburg durchgeführten Umfrage. Hier nannte über 60%
der Teilnehmer die Performanz als das Hauptproblem des WWW.
Die Bandbreite des Internet wird zwar stetig erhöht, aber zugleich steigt auch die
Anzahl der Benutzer und die Menge der vom Einzelnen übertragenen Daten.
Beispielsweise wäre der Download von mp3- und Video-Daten vor einigen Jahren
noch unverhältnismäßig langwierig gewesen.
Bei der kritischen ,,Last Mile'', der Anbindung für Privathaushalte,
haben sich zwar in letzter Zeit immer mehr Benutzer für eine der
unterschiedlichen DSL-Varianten entschieden,
dennoch kann die Mehrheit der Deutschen maximal auf
ISDN mit seinen 64000 Bit/s zurückgreifen.
Empfehlungen
Es gibt einige recht einfache Methoden, um die Übertragungszeit von WWW-Dokumenten zu
verkürzen. Die meisten davon sollten erfahrenen WWW-Autoren bekannt sein; dennoch
werden einige dieser Punkte bei vielen Dokumenten nicht berücksichtigt.
Als wichtigste Maßnahmen sind zu nennen:
- Format der Grafiken vorgeben
Die Attribute HEIGHT und WIDTH bei allen Grafiken angeben.
Dies führt dazu, dass der WWW-Browser die Seite im richtigen Format
darstellen kann, bevor die Anfänge der Grafikdateien
(mit den Formatparametern) übertragen wurden.
- Dokumente auch ohne Grafiken nutzbar machen
Damit Benutzer eine grafische WWW-Seite verwenden können,
bevor alle Grafiken übertragen wurden, müssen alternative Texte angeboten werden.
Hierzu ist es zum einen notwendig, dass der Text des ALT-Tags
für durchgängig angegeben wird.
Tipp: Damit der ALT-Text von Browsern wie Netscape angezeigt werden kann,
müssen die Grafiken, die sie repräsentieren, ein minimales Format
von ca. 80x25 Pixeln aufweisen.
- Grafiken mehrfach verwenden
Wenn die gleiche Grafik auf einer oder mehreren Seiten
eines Servers wiederholt eingebunden wird, so braucht sie nur einmal
übertragen zu werden. Aus diesem Grunde eignen sich beispielsweise
wiederkehrende Icons (z.B. für die Homepage), Logos und Bullets
besonders gut für das WWW-Design.
- Grafiken richtig komprimieren
Eine gute, große Kompression von Grafiken zu erreichen ist teilweise nicht einfach.
Der Weg zu einer kurzen Grafikdatei führt über ein kleines Format (Höhe und Breite)
und die geeignete Kompressionsmethode. Als Faustregel kann man sagen, dass
JPGs für Photos und realistische Bilder zu besseren Kompressionsergebnissen
führen, GIFs hingegen bei abstrakten Grafiken. Bei JPGs reicht oft eine niedrige Qualität,
und bei GIFs reduziert sich der Speicherbedarf entscheidend, wenn weniger Farben
verwendet werden.
Tipp: 16-farbige GIFs liefern für viele kleine Grafiken ein erstaunlich
gutes Ergebnis und bieten oft die beste Kompression.
- Wenige Grafiken einbinden
Für jede Grafik muss das WWW-Protokoll HTTP 1.0 eine neue TCP-Verbindung aufbauen,
weshalb die Übertragung jeder einzelnen Datei eine zusätzliche Verzögerung bedeutet.
Selbst bei HTTP 1.1, das persistente Verbindungen unterstützt, werden für jede
eingebundene Grafik Protokoll-Informationen ausgetauscht.
So kann durch viele eingebundene Elemente die real übertragene Datenmenge
(inklusive der Protokolldaten)
weit über der Netto-Nutzdatenmenge liegen.
- Interlaced GIFs und Progressive JPEGs einsetzen.
Diese Formate führen bei großen Dateien zu einer subjektiv kürzeren
Übertragungszeit. Die Grafiken werden bei diesen beiden Verfahren bereits
mit einem Teil der Daten im ganzen Format dargestellt.
Weitere Daten führen zu einer sukzessiv genaueren Darstellung der Grafik.
Nachteile dieser Technik sind hingegen, dass die Dekompression auf langsamen
Rechnern (z.B. 80486ern) länger dauert und dass alte Browser sie nicht darstellen
können.
- Kurze Dokumente anbieten
Obwohl ein Großteil der Übertragungszeit meist für die Grafiken
benötigt wird, kann eine lange Seite zu starken Verzögerungen führen.
Längere Wartezeiten entstehen insbesondere dann, wenn der Link auf einen Text im
unteren Bereich einer umfangreichen Seite verweist.
- Komplexität der Seiten reduzieren
Seiten mit komplexen Tabellen und großformatigen Grafiken können bei langsameren
Computern dazu führen, dass der Aufbau der Seite durch den Browser unverhältnismäßig lange
dauert. Kleinere Grafiken und das Aufteilen von Tabellen beschleunigen die Darstellung.
- Keine Java Applets auf der Homepage verwenden
Da Java-Programme schnell einen Umfang von vielen -zig kByte haben und erst nach
vollständiger Übertragung ausgeführt werden können, führen Java-Applets in der Regel
zu erheblichen Verzögerungen. Empfehlenswert ist es daher, dem Benutzer die Wahl
zu lassen, ob er das Applet tatsächlich benutzen möchte und ihm deshalb ggf.
mehrere Versionen der Homepage anzubieten.
- Stets Tests durchführen
Ein Test der WWW-Seiten per Modem sollte immer erfolgen, da so die möglichen Probleme
anderer Benutzer schnell erkannt werden können. Es passiert beispielsweise
recht häufig, dass WIDTH und HEIGHT nicht angegeben werden oder die Summe der
Grafiken über 50kByte beträgt, was zumeist zu inakzeptablen Antwortzeiten führt.
Es ist nicht möglich, eine Maximalgröße für die verwendeten Grafiken anzugeben, da
dies ein recht subjektiver Wert ist. Man kann allerdings davon ausgehen, dass
bereits ab 30 kByte pro Seite für eine große Zahl der Benutzer (mit 56 kBps Modem) die Wartezeit bei über 4 Sekunden liegt.
|