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10 wichtige Leitlinien für die Gestaltung von ergonomischen
WWW-Informationssystemen
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4. Seitenlänge
Einer der ersten Schritte beim Erstellen eines WWW-Systems besteht darin, die
Informationen in die Objekte des Hypertextes, also die Dokumente, aufzuteilen.
Dabei muss man sich Gedanken über die Größe der Objekte und damit über die
Länge der Seiten machen.
Es gibt mehrere Gründe, weshalb kurze WWW-Dokumente längeren vorzuziehen sind:
- Informationen können schneller gefunden und behalten werden
Ein 1989 an der Universität von Maryland mit einem Hypertext-System durchgeführtes
Experiment ergab, dass Informationen in kleinen Objekten schneller gefunden werden können.
Es wurden zwei Hypertext-Datenbanken gleichen Inhaltes erzeugt:
eine mit 46 kurzen Artikeln zu je 4 bis 83 Zeilen und die andere mit 5 Artikeln
zu je 104 bis 150 Zeilen. Man bat die Testteilnehmer, Multiple-Choice-Fragen
mit dem System zu beantworten. Die Gruppe, die mit den kurzen Objekten arbeitete,
beantwortete signifikant mehr Fragen richtig und brauchte außerdem
durchschnittlich weniger Zeit (Shneiderman & Kearsley 1989, S.71).
- Scrolling kann Probleme hervorrufen
Sind WWW-Dokumente größer als die Bildschirmseite,
so ergibt sich ein von anderen Informationssystemen her bereits bekannter Nachteil
in der Benutzbarkeit: Um alle Informationen zu sehen, muss der Benutzer blättern
oder scrollen. Diese Aktionen werden als kritisch angesehen, da der Benutzer
so nicht die Gesamtinformation
auf einmal überblicken kann und wichtige Informationen, beispielsweise am Anfang des
Dokumentes nicht mehr zu sehen sind (Horton 1990, S. 136).
- Es wird schwerer Textstellen wieder zu finden
Lange Dokumente führen dazu, dass die Benutzer nicht nur das entsprechende Dokument
wieder finden müssen, sondern auch die Position auf der Seite, an der die
Information zu finden war.
- Wartung einfacher
Die Erstellung eines WWW-Systems mit vielen Objekten ist zumeist aufwendiger, da mehr
Dokumente und Menüs erstellt werden müssen. Die Wartung hingegen ist oft einfacher.
- Kürzere Übertragungszeit
Kürzere Seiten werden schneller Übertragen als längere
(s. Performanz).
Eine zu kleine Aufteilung der Informationen ist ebenfalls problematisch, weil sich
die Leser dann die Informationen von vielen Seiten zusammensuchen müssen. Die optimale Länge
ist nicht absolut anzugeben, sondern von der angebotenen Information und den Aufgaben der
Benutzer abhängig.
Es gibt im WWW aber eher mehr Dokumente, die zu lang sind als zu kurz.
Empfehlungen
- Menüs müssen überschaubar sein
Menüs sollten immer auf einer Seite dargestellt werden können, da
ansonsten durch das Scrolling der Überblick fehlt und den Benutzern
die Auswahl schwerer fällt.
- Lange Seiten mit einer Übersicht versehen
Bei längeren Seiten sollte im Kopf der Seite ein Überblick der angebotenen
Informationen mit Sprüngen zu den Stellen auf der Seite angeboten werden.
- Eine lange Version für den Ausdruck anbieten
Da sich viele kurze Dokumente nur mit Aufwand ausdrucken lassen, sollten
sie gegebenenfalls als ein großes Dokument zum Ausdruck angeboten werden.
- Interessantes nach oben
Viele Benutzer scrollen Seiten nicht nach unten, wenn sie nicht bereits auf der ersten Seite
für sie interessante Informationen sehen. Aus diesem Grunde sollte hier bereits Interessantes
zu finden sein.
- Kurzer Seitenkopf
Den Kopf der Seite sollte möglichst kurz gehalten sein, damit die Benutzer
nicht Scrollen müssen, um mit dem Lesen der Informationen anfangen zu können.
Große Logos, Bilder oder Schriften belegen viel kostbaren Platz. Beispielsweise
werden Überschriften der Kategorie <H1> auf den meisten Systemen unnötig groß
dargestellt, weshalb <H2> den Vorzug gegeben werden sollte.
- Maximal 4 Seiten
Als Faustregel kann man sagen, dass für Informationsseiten die maximale
Länge bei ca. 4 Seiten liegen sollte. Dieser Wert ist von der verwendeten
Plattform (Zeichengröße, Bildschirmauflösung) abhängig. Man sollte deshalb Testen,
ob der Wert bei einem durchschnittlichen System mit 800x600 Punkten noch
im Rahmen liegt.
Dies gilt aber nicht um jeden Preis. Es muss abgewägt werden,
wie weit eine Fragmentierung der Informationen sinnvoll ist.
Einige der Seiten dieser Leitlinien sind nach dieser Faustregel zu lang.
Eine weitere Unterteilung erschien dem
Autor aber dennoch nicht als sinnvoll.
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